Wie ich tanzverliebt wurde

Als ich ein Kind war, fand ich alles, was “girly” war, abstoßend. Aus irgendeinem Grund hatte ich kein Interesse an Barbies, Kinderschminken oder Basteln. Ich wollte lieber mit den Jungs Fußball spielen (auch wenn ich immer ins Tor gestellt wurde) oder Hütten im Wald bauen. Hätte meine Mutter mich beim Ballett angemeldet, hätte ich wahrscheinlich noch vor dem Eingang einen Sitzstreik veranstaltet. Trotzdem kann ich mich daran erinnern, dass Tanzen mir immer Freude bereitet hat. Alleine in meinem Zimmer habe ich die wildesten Dance Partys veranstaltet. Und wie furchtbar unangenehm war es, wenn auf einmal meine Mutter reingeplatzt ist. Bestimmt kann das der ein oder andere nachempfinden. 

Die Jahre flossen so dahin und ich habe mich nie im Tanzen ausprobiert. Vielleicht auch, weil ich in einem kleinen Kaff gewohnt habe und die Gefahr jemanden im Studio zu treffen, den ich kannte, zu hoch war. Von meinem geringen Selbstbewusstsein als Teenagerin muss ich gar nicht anfangen. Stattdessen habe ich mich in meinem Zimmer verkrochen und ein Buch nach dem nächsten verschlungen und meine andere große Leidenschaft fürs Schreiben entdeckt. 

Fast forward! Ich bin circa 18 Jahre alt und entwickle ein aufkeimendes Interesse an Yoga, das mich nicht mehr loslässt. Endlich habe ich das Gefühl, den richtigen Sport für mich gefunden zu haben. Wie oft habe ich es mit Joggen oder High-Intensity-Workouts versucht und mich gefragt, warum ich dieses “Runner’s High“ nicht bekomme, von dem immer alle sprechen. Die einfache Antwort ist: Ich hasse Joggen. Durch Yoga und Pilates habe ich allerdings verstanden, dass ich Bewegungen gerne kontrolliert, langsam und mit Eleganz ausführe. Ich liebe es, meinen Körper und die Anstrengung zu spüren, ohne dass es sich wie Sport anfühlt. Das macht hoffentlich nicht nur in meinem Kopf Sinn. 

Noch einmal fast forward. Ich bin 25 und mein Fitnessstudio-Vertrag läuft aus. Das Studio habe ich eigentlich nur für die Kurse besucht, nicht für die Geräte. Mir wurde aber klar: ich möchte nochmal was Neues ausprobieren. Also habe ich das Studio gekündigt und – schwupps – mich stattdessen in einem Tanzstudio angemeldet. Einfach so! Hätte das mal jemand meinem 14-Jährigen “Ich” gesagt… sie hätte es vom Hocker gehauen. Ich habe am Anfang in verschiedene Kurse geschnuppert. Dancehall, Hip Hop, Jazz usw. Bei Contemporary und Modern bin ich schließlich hängen geblieben. Und ähnlich wie beim Yoga damals merke ich, dass es mir jedes Mal einen Haufen Freude bereitet. So viel, dass ich jetzt nach gerade einmal 3 Monaten bei der Weihnachtsshow meines Tanzstudios mitmachen werde! Und da ist noch eine Emotion, die sonst nicht sehr oft in mir hochkommt. Stolz. Ich bin stolz darauf, dass ich mich endlich getraut habe. Dass es mir egal ist, ob ich jemanden im Kurs kenne oder nicht oder ob ich Anfängerin bin oder nicht. Natürlich braucht man eine Weile, um mit neuen Menschen warm zu werden. Aber ich denke wir sind letztendlich alle da, um zu lernen und wenn man echtes Interesse zeigt, wird man auch Ernst genommen, egal welches Level.

Daher mein Appell: Findet heraus, was euch Spaß macht AND STICK TO IT! Geht mehrmals die Woche hin, fangt hier und da Gespräche an, nehmt an Workshops teil und erzählt euren Freunden und Familie von euren Fortschritten. Habt eine breite Brust und denkt nicht zu viel nach. 

Welches Hobby wolltet ihr schon immer mal ausprobieren?

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